Wie läuft eine Paar- oder Einzeltherapie, also „Beziehungsheilung“ ab?

Es gibt kein Schema dafür. Auch der „authentische Bericht eines „meiner“ Paare", „Wie Paarbeziehungen funktionieren" oder „Aussöhnung mit den Inneren Eltern" sind nur drei von ebenso vielen Möglichkeiten, wie es Paare und Situationen gibt. Jedoch: wenn Sie noch keine eigenen Erfahrungen mit Paar- oder Einzeltherapie haben, finden Sie hier einige Leitgedanken, um sich alles ein wenig besser vorstellen zu können.

Das Erstgespräch

Bei einer Paartherapie kommen Sie am besten gleich beide zum ersten Termin. Jedoch habe ich schon manchmal zuerst nur mit einem der Partner alleine gesprochen, weil z. B. Vorfragen zum Ablauf einer Therapie geklärt werden sollten.
Manchmal ist es dann hilfreich, auch dem anderen Partner die Möglichkeit eines Einzelgespräches vorab einzuräumen.
Sicherlich werden Sie im Erstgespräch sinnvollerweise von sich erzählen, was Sie bewegt, wo Sie sich Veränderungen wünschen, Anstöße brauchen, Wege suchen – weswegen und wozu Sie sich also an mich als Außenstehenden wenden.
Ich werde dann im Kennenlerngespräch mir ein Bild Ihrer momentanen Situation machen und Sie nach Ihren Vorstellungen fragen. Denn es geht ja um Ihren persönlichen Weg.
Anschließend besprechen wir Möglichkeiten zur „Beziehungsheilung“.

Wie kann (!) inhaltlich „Beziehungsheilung“ geschehen?

(Anmerkung: wenn Ihnen das Folgende zu kompliziert ist – überspringen Sie es gern und lesen Sie unten weiter bei „Wie lange dauert Beziehungsheilung?“. Denn diese Vorgehensweisen müssen nicht Sie im Auge behalten, sondern ich. Sie brauchen nur von sich zu erzählen!)

Sehr oft finden sich in akuten Situationen Themen, die eigentlich schon lebenslang bekannt sind, aber nun zu dieser aktuellen Zuspitzung führten. Auch bei Paargesprächen geht es also auch um die Lebensthemen der beiden Einzelpersonen. Denn erfahrungsgemäß treffen sich sehr oft gerade solche Menschen und werden zu einem Paar, deren Lebensthemen sich gegenseitig anstoßen!
Beispiel:
ein Mann, der viel Freiheit will (weil sein Lebensthema ist, dass er zuhause zuwenig Freiheit hatte)
verbindet sich sehr oft mit:
einer Frau, die Sorge hat, verlassen zu werden (weil sie dies in ihrer Kindheit erlebt hat)!
In einem längeren gemeinsamen Weg kann diese Konstellation natürlich zu massiven Problemen führen:
die Frau will viel mit ihm zusammen sein, um so ihre Sicherheit der Verbindung zu erleben („Ich bin nicht allein“ – anders als in ihrer Kindheit).
Der Mann will viel allein sein – viel unterwegs oder in der Firma sein, um darin seine Sicherheit zu erleben: ich werde nicht gegängelt (anders als früher in seiner Kindheit).
Beide Lebensthemen „passen“ also zusammen, stoßen sich gegenseitig an – ja: schaukeln sich u. U. gegenseitig hoch, vielleicht sogar bis zu einem eskalierenden Kampf.
Das bedeutet, dass die meisten akuten Probleme einer Paarbeziehung zwei Dimensionen haben: eine aktuelle Konfliktdimension sowie eine biografische Wurzel.
(Ein weiteres Beispiel für solch ein gegenseitig sich bedingendes System siehe "Lebensspiele")

Zur Beziehungsheilung erweisen sich dann meine verschiedenen Ausbildungen als hilfreich: die aktuelle Dynamik kann z. B. mehr von der „systemischen“ Seite her beleuchtet werden, die Kindheitsdynamik kann „tiefenpsychologisch“ bearbeitet werden, also von „Inneren Kind“ her. Das auch tiefenpsychologische Vorgehen dabei hat den Vorteil, dass nicht nur die momentane Situation geändert wird, sondern auch deren tieferen Wurzeln, so dass eine dauerhafte Heilung entstehen kann. (Näheres hierzu siehe meine ausführlichen Artikel „Wie Paarbeziehungen funktionieren" sowie „Aussöhnung mit den Inneren Eltern" .)

Insofern kann es auch in einer Paartherapie sich als sinnvoll erweisen, einige Einzeltherapiestunden einzuflechten. Dies kann je nach Wunsch gern im Beisein jeweils des anderen Partners geschehen.
Auf jeden Fall werden immer wieder Stunden mit Paarthemen angesetzt werden, denn es geht ja (zumeist) um eine gemeinsame Wegfindung.
(Anmerkung: diese Angaben zur möglichen inhaltlichen Vorgehensweise beschreiben nur zwei Dimensionen, die aktuelle Dynamik und den tiefenpsychologischen Hintergrund. Es gibt natürlich noch weitere Dimensionen, die hier nicht weiter benannt werden können.)

Wie lange dauert Beziehungsheilung?

Eine Sitzung hat üblicherweise 50 Minuten. Sind wir gerade mitten in einem wichtigen Thema, kann u. U. nach Absprache verlängert werden.
Wie viele Sitzungen erforderlich sind, kann nicht vorhergesagt werden. Denn wenn sich z. B. viele „Altlasten“ von früher auftun und diese von Ihnen bearbeitet werden wollen, dauert es natürlich entsprechen länger.
(Zur Statistik: zu mir kamen die Paare noch durchschnittlich 7,4 Mal nach dem Vorgespräch. Berücksichtigt habe ich dabei nur Paare von 1995 bis Anfang 2004, die nach dem Vorgespräch noch mindestens zwei weitere Male kamen. Deutlich am häufigsten wurden 2 bis 6 Sitzungen in Anspruch genommen. In der Zeit schien sich - wie auch immer - genügend geklärt zu haben. - Nur 15 % der Paare beanspruchten mehr als 13 Sitzungen.)
Der Abstand zwischen den Sitzungen sollte in akuten Situationen nicht seltener als eine Woche sein, später vielleicht alle zwei Wochen. Danach wird oft für alle 4 – 6 Wochen ein Termin gewünscht, gewissermaßen als „Feinabstimmung“ des neuen Weges, den man dann zu gehen gelernt hat.

Wo geschieht „Beziehungsheilung“?

Keineswegs nur in den Sitzungen! „Beziehungsheilung“ geschieht auch gerade im Alltag. Denn Sie werden sozusagen auch Werkzeuge mitbekommen, mit denen Sie als Einzelperson wie als Paar in den Tagen zwischen den Terminen „üben“ können: Literatur, „Hausaufgaben“ für den Einzelnen wie als Paar miteinander. So dass Sie immer unabhängiger von meiner Begleitung werden, denn das ist schließlich das Ziel: dass Sie „selbst“-ständig Ihren Weg gehen.
Auch deswegen wird in den Sitzungen nicht nur geredet. Je nach Situation und Ihren Wünschen erweisen sich auch Übungen verschiedenster Art als hilfreich. Denn über Worte kann man sich vielleicht noch streiten, aber wenn Sie etwas z. B. in einer Übung erfahren, ist das dann eine neue „Wirk“-lichkeit, die dann auch im Alltag weiter „wirkt“.

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